Sonntag, 21. Februar 2016

Schusstechniken auf der 3er Reihe im Vergleich

Auf Turnieren sieht man eine bunte Mischung aus Mitte-, Lang- und 3/4-Systemen auf der 3er Reihe. Die Wahl der Schusstechnik ist leichter, denn es gibt nur Pin, Jet und Schieber. Alle drei bieten einem verschiedene Möglichkeiten ein System aufzuziehen und einen eigenen Stil zu entwicklen.
Doch welche Technik ist am besten für mich geeignet?

Um das zu entscheiden habe ich 5 Kriterien gewählt. Pro Kriterium gibt es 5 Punkte, wobei 0 sehr schlecht und 5 sehr gut ist. Die Kriterien sind:

Multitable-Tauglichkeit 
Wie gut sich die Schusstechnik auf verschiedenen Tischen umsetzen lässt. Je mehr Tische und je einfacher, desto besser.

Mobilität
Wie gut man mit dem Ball vor dem Schuss wandern und antäuschen kann.

Winkelkontrolle
Wie leicht es ist, den Schuss kontrolliert schräg zu schießen und wieviele verschiedene Winkel man kontrolliert schießen kann.

Technischer Anspruch
Wie leicht die Schusstechnik zu lernen ist. Das umfasst Trainingsaufwand und Stabilität im Spiel.
Ein hoher technischer Anspruch wird mit wenig Punkten bewertet, ein geringer Anspruch mit vielen Punkten, weil ein Schuss stabiler und abrufbarer ist, je leichter man ihn einsetzen kann.


Pin - der Täuscherschuss

Multitable-Tauglichkeit 3
Mobilität 5
Winkelkontrolle 4
Technischer Anspruch 1

Der Pin ist ein extrem vielseitiger Schuss. Durch die hohe Mobilität kann man alle Schusssysteme, egal ob Mitte, Lang oder 3/4, schießen. Auch kann man ohne Probleme schnell zwischen den Systemen wechseln und Wechsler sind der ideale Fake gegen reaktive Deckungen. Die Möglichkeiten werden noch erweitert durch die verschiedenen Winkel die man schießen kann. Sowohl ein harter Cutback (mit der Kante geschossen, ca 45°), als auch leicht schräge Schüsse (Stupser oder Brushs, ca 30°) sind vergleichsweise einfach. All diese Eigenschaften machen den Pin zur idealen Schusstechnik, wenn man den Gegner manipulieren möchte.
Die große Schwäche ist allerdings der extreme technische Anspruch. Man muss also viel Trainingszeit investieren, um den Schuss zu lernen. Erst recht wenn man die hohe Mobilität ausnutzen möchte. Dabei ändern sich nämlich mit den Abschusspunkten auch die Strecken, die man z.B. für beide Ecken zurücklegen muss gewaltig. Den technischen Anspruch bekommt man auch bei der Multitable-Tauglichkeit zu spüren.
Der Pin ist die richtige Schusstechnik für dich, wenn du den Gegner mit Täuschern manipulieren und für jede Situation eine passende Schussvariante haben möchtest.

Jet - der Denkerschuss

Multitable-Tauglichkeit 5
Mobilität 2
Winkelkontrolle 1
Technischer Anspruch 5

Der Jet ist sehr leicht zu lernen, weil er im Gegensatz zu allen anderen Schüssen keine Ausholbewegung hat (diese ist in der Schussbewegung integriert). Das macht den Jet unglaublich stabil, egal auf welchem Tisch man spielt. Da man auch nicht mit der Puppe hinter den Ball gehen muss, sind alle Längen ohne besonderen Trainingsaufwand schießbar, solange man von seinem Abschusspunkt auf die Ecken kommt. Der gerade Schuss ist auch direkt eingebaut und extrem schnell abrufbar. Das macht es sehr leicht mit dem Jet ein 5-Punkte System aufzuziehen ohne dafür die Abschussposition zu verändern. Man wartet einfach trocken auf einer Position und wartet auf den richtigen Augenblick. Das ist zwar nicht spektakulär, aber effizient. Da man sich nicht auf die Technik konzentrieren muss, hat man alle Kapazitäten verfügbar den Gegner zu lesen.
Im Gegenzug hat man mit dem Jet keine gute Mobilität. Man kann zwar lang schießen und auch Positionen wechseln, aber das ist technisch anspruchsvoll. Auch die Winkelkontrolle ist technisch anspruchsvoll. Harte Cutbacks (mit der Kante geschossen, ca 45°) sind zwar möglich, dafür sind andere Winkel schwierig zu kontrollieren.
Der Jet ist die richtige Schusstechnik für dich, wenn du den Gegner auslesen und wenig Optionen effizient einsetzen möchtest.

Schieber - die Ruhe vor dem Sturm

Multitable-Tauglichkeit 5
Mobilität 1
Winkelkontrolle 4
Technischer Anspruch 2

Beim Schieber hat man den Ball nicht geklemmt, sondern frei liegend und bewegt ihn dann mit der Seitenfläche der Puppe. Die erste Herausforderung ist, den Ball in die richtige Position zu bringen, was sich bei abgespielten Bällen mit Kerben oder wackeligen Tischen in einer Turniersituation als schwierig erweisen kann. Auf Bonzini kann das ein ernsthaftes Problem werden, aber grundsätzlich ist der Schuss auf jedem Tisch spielbar, solange man den Ball sauber hinlegen kann.
Der Ball wird bei der Lateralbewegung mit der Seite geführt. Eine sehr filigrane Bewegung, bei der man aber keinen Ansatz erkennen kann, bei welcher Länge der Schuss kommt. So kann man ohne Probleme alle Längen in einer Richtung abdecken und durch die hohe Winkelkontrolle auch noch die Puppenstellung des Verteidigers ausnutzen. So kann der Gegner nie genau wissen, welcher Schuss als nächstes kommt.
Die Winkelkontrolle ist nicht ganz perfekt, weil man weite Winkel (ca. 45°) nicht spielen kann, dafür kann man sowohl gegen, als auch in Zugrichtung schräg schießen.
Der Schieber ist die richtige Schusstechnik für dich, wenn du dich auf ein Langsystem spezialisieren möchtest, das auf jedem Tisch funktioniert und du abrupt zuschlagen möchtest.



Anmerkungen:
  • Zum Pin zähle ich auch den Kurbler, weil beide nicht voneinander trennbar sind.
  • Schieber ist der Oberbegriff für Zieher und Drücker.
  • Die Ballgeschwindigkeit des geschossenen Balles ist zweitrangig. Wichtiger ist es, eine hohe Lateralgeschwindigkeit vor dem Schuss zu haben und seine Optionen nicht schon vorher (Beispielsweise durch verändertes Setup des Balls) an den Torwart zu verraten.


Autor: Lukas Übelacker

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4 Kommentare:

  1. Schieber leichter als Pinshot?
    Wer kann einen Schieber auf hohem Niveau (P4P o.ä.) schießen? Kann man in Deutschland an einer Hand abzählen.
    Wie viele Pinshot? Dafür braucht man einige Hände und Füße ;)

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    1. Bei P4P sieht man den Schieber wirklich nicht sehr häufig. Auf anderen Tischen, wie Tornado, ist er deutlich stärker vertreten (zB Billy Pappas). Die reine Verbreitung zeigt aber noch nicht,wie technisch Anspruchsvoll ein Schuss ist. Meiner Meinung nach ist der Schieber etwas leichter als Pin, weil man jede Länge schießen kann, wenn man den Langen hinbekommt. Bei Pin sind die Zwischenpositionen deutlich schwieriger, deswegen ist man eher zum Wandern gezwungen. Das ist zwar auch die Stärke von Pin, aber man muss dann auch von den verschiedenen Positionen auf die Ecken treffen können

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  2. Man könnte die Kriterien noch erweitern. Nämlich um den Punkt "Ballrücklauf". Beim Schieber kommt der Ball mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit zurück auf die 3er Reihen. Während beim Jet nur manchmal der Ball zurückspringt. Am seltensten ist dies beim Pinshot der Fall, weil hier der Ball sehr viel springt und durch das Spiel in den Lagern etwas nach oben gehebelt/geschaufelt wird. Eine Ausnahme sind natürlich die Kurbler, diese kommen ähnlich häufig wie beim Jet zurück auf die 3er.

    Insgesamt denke ich auch, dass der Schieber zumindest auf den Soccertischen besonders anspruchsvoll ist. Anspruchsvoller als der Pinshot. Es hat schon einen Grund, dass selbst Spieler wie Semin Mensah auf Jet umsteigen, obwohl dieser bestimmt das 3Fache an Trainingszeit in den Zieher investiert hat.

    Meiner Meinung nach ist dies ein wichtiger Punkt bei der Stärke eines Systems.

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    1. Ich gebe dir Recht, dass Schieber auf Soccer schwieriger ist, als Schieber. Die Bewertung berücksichtigt alle Tische. Das spielt zwar ein bisschen in den Punkt Multitabletauglichkeit, aber den technischen Anspruch nur auf einem Tisch zu beurteilen halte ich für zu einseitig.

      Der "Ballrücklauf" kann für Schusstechniken ein entscheidender Vorteil sein. Ich persönlich habe da allerdings sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Meistens ist es eine Mischung aus Schussstärke und Verteidigererfahrung. Je höher die Erfahrung des Verteidigers, desto mehr Bälle kann er bei sich behalten. Bei sehr hoher Schussstärke erhöht sich zwar die Wahrscheinlichkeit, dass der Schuss zurückprallt, allerdings kann er dann nicht auf der 3er Reihe gefangen werden. Ein schwacher Schuss wird leichter gefangen. Man muss also eine gewisse Mindestschussstärke aufbringen, die aber auch nicht zu hoch sein darf. Das kann man mMn mit jeder Schusstechnik lernen und ich habe noch nicht genau beobachten können, dass bei einer Schusstechnik der Ballrücklauf größer wäre. Kann man vllt mit einer Statistik aus aufgenommenen Spielen ermitteln.

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