Sonntag, 31. Januar 2016

Spielmodus: One-Touch

Einen guten Spieler zeichnet mehr als nur gute Technik aus. Es gibt auch ein paar Fähigkeiten, die nicht direkt ersichtlich sind. Es verschafft einen großen Vorteil, unkontrolliert herumfliegende Bälle entweder selbst unter Kontrolle zu bringen oder ihnen noch einen Stoß zu verpassen, der sie auf das gegnerische Tor lenkt oder zumindest es dem Gegner erschwert, sie unter Kontrolle zu bringen. Diesen "Gücksfaktor" (siehe Artikel zum Glück) kann man lernen. Allerdings nicht mit Techniktraining.
Um die eigene Geschwindigkeit zu trainieren gibt es den Spielmodus "One-Touch". Bei diesem ignoriert man bewusst die eigene Technik und hackt einfach auf den Ball. Ziel ist für beide Mannschaften, den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen.
Bei diesem Modus geht es weniger darum ein voll ausgetüfteltes Regelwerk zu erarbeiten, sondern viel mehr darum, die Hand-Auge-Koordination zu verbessern. Deshalb belasse ich es bei dem Vorschlag von einem Zeitlimit von 3 Sekunden pro Stange einzuführen und/oder maximal eine/zwei Ballberührungen pro Stange zu erlauben.

Viel Spaß beim Nachspielen :)


Sonntag, 24. Januar 2016

Schritt für Schritt: Jet schießen

Diese Anleitung ist nicht wirklich für Jet-Neulinge, sondern eher für Fortgeschrittene gedacht. Spieler die anderen den Jet strukturiert beibringen oder Feinheiten an ihrem Schuss verbessern wollen. Anfänger können diese Anleitung auch benutzen, sollten aber unbedingt jemanden haben, der ihnen Handhaltung oder Stellung zum Tisch zeigen kann. Solche Sachen lernt man am besten am Tisch, weil sie sowohl mit Texten, als auch mit Bildern oder Videos nur mäßig zeigbar sind.

Bevor es zur Schritt-für-Schritt-Anleitung geht, möchte ich noch gerne einige Begriffe klären.
Es gibt bei einem Schuss immer eine Ausgangsposition, an der der Ball am Anfang des Schusses ist, und eine Abschussposition. (Bei einem Geraden sind Ausgangs- und Abschussposition gleich)

Der Jet besteht aus Seitwärts- (, Gegen-) und Schussbewegung.
Seitwärts-, Gegen und Schussbewegung

Nicht jeder schießt mit Gegenbewegung. Es wird auch darüber gestritten, ob der Schuss mit oder ohne Gegenbewegung besser ist. Ich werde hier beides vorstellen ohne darauf einzugehen, was besser ist.

1. Griffhaltung finden

Übung: Man nimmt den Griff in die Hand und rollt mit dem Arm den Griff herunter, bis man einen kompletten Überschlag gemacht hat.

Die richtige Griffhaltung ist wichtig, um eine zu kurze oder zu weite Schussbewegung zu verhindern. Im Idealfall hat man den Griff nach dem Schuss wieder in der Hand und die Puppe ist wieder in der Ausgangsstellung. Braucht man mehr Weg, als man bei dieser Übung ermittelt, hat man Schlupf beim Schuss (der Arm rutscht über den Griff). Diese Übung muss eventuell mit der nächsten im Wechsel durchgeführt werden.


2. Griff fangen lernen

Übung: Ball vorne geklemmt, Jet aus dem Stand schießen.

Der gerade Jet besteht nur aus einer Schussbewegung und ist deswegen die einfachste Möglichkeit zu schießen. Der Griff sollte dabei ohne Schlupf über Arm und Hand rollen
(Dann braucht man kaum noch Kraft). Am Ende der Rollbewegung fängt man den Griff wieder mit der Hand. Dabei wird die gesamte Wucht von den Fingern aufgefangen. Man muss nicht aktiv fangen, leichter geht es, wenn die Finger eine Klaue bilden, in die der Griff hineinrollt.

Die Faustregel lautet: Abrollen, nicht hochreißen!


3. Seitwärtsbewegung lernen

Übung: Ball vorne geklemmt führen

Anfangs hat man den Ball geklemmt und wippt hin und her, während man auf dem Ball bleibt. Diese Bewegung ist das typische Setup für Jet Mitte und vereinfacht die Seitwärtsbewegung beim Schuss. Man gewöhnt sich dabei an die eigenartige Führung der Stange. Danach kann man versuchen den Ball in kleinen Sprüngen vor dem Tor hin und her zu führen. Um den Ball loszulassen muss man am Griff mit dem Arm hochrollen und zum Fangen wieder runterrollen. Auch diese Bewegung ist nicht intuitiv und sollte ausgiebig trainiert werden.
Die Sprünge bei der Seitwärtsbewegung sollten immer weiter bzw. ruckartiger werden.
Hier muss man auf eine parallele Ballführung achten. So kann man präziser schießen.


4. Ball treffen lernen (auch: Gegenbewegung lernen)

Übung: Ball vorne geklemmt; zur Seite bewegen und direkt schießen

Diese Übung gewöhnt den Schützen an den Bewegungsablauf aus Seitwärts- und Schussbewegung. Die Distanz und der Winkel des Schusses sind zunächst egal.


Übung: Ball auf gewünschter Abschussposition, Puppe auf gewünschter Ausgangsposition (ohne Ball); liegenden Ball wegschießen
Mit Gegenbewegung: Man zieht in der Seitwärtsbewegung am Ball vorbei und geht  in der Schussbewegung wieder hinter den Ball.
Der Ball soll möglichst gerade auf das Tor kommen. Die Gegenbewegung sorgt dafür, dass der seitliche Beschleunigung des Balls entgegengewirkt wird, damit der Schuss nicht nach außen abdriftet. In dieser Übung wird zunächst nur der Bewegungsablauf der Gegenbewegung trainiert. Wird der Ball im vollständigen Schuss von der Ausgangsposition mitgenommen, muss die Gegenbewegung stärker ausfallen.


5. Präzision üben

Übung: Die 2er Reihe wird an die Bande geschoben, an der man seine Präzision verbessern möchte. Dabei hat der Puffer zur Bande einen bestimmten Abstand.

Der Abstand gibt die Schwierigkeit an. Dabei ist die Länge der Seitwärtsbewegung entscheidend. Je weiter die Seitwärtsbewegung, desto schwieriger wird es kleinere Lücken zu treffen.
Ich habe als Abstandsmaß "Finger" gewählt, man kann aber auch Ball- oder Pufferbreiten nehmen.

 

lang: gesamte Breite des Tors
halb: halbe Breite des Tors
kurz: viertel Breite des Tors

6. Praxisnah trainieren

Übung: Ein Trainingspartner gibt verschiedene Bewegungsmuster vor.

Die rein technische Seite des Schusses wird in den ersten 6 Schritten trainiert. Jetzt geht es darum unter Spielbedingungen zu trainieren.
Hier ein paar Vorschläge:
    a) rhythmische, synchrone Bewegung
    b) rhythmische, asynchrone Bewegung 
    c) stehenbleiben und irgendwann mit einer Puppe wegbewegen (auf Wegziehen)
    d) stehenbleiben und beim Schuss reinreagieren (auf Lücke)


Beim Trainieren sollte darauf geachtet werden, die Übungen zunächst sehr langsam zu machen. Dadurch erkennt man schnell, ob sich Fehler (gerade kleinere) einschleichen. Die Geschwindigkeit kommt dann automatisch mit der Sicherheit. Je besser also eine Übung klappt, desto schneller kann man werden. Entsprechend sollte man auch langsamer machen, wenn etwas mal nicht klappt. So erkennt man dann auch, welchen Teilschritt man gezielt verbessern sollte.


Autor: Lukas Übelacker

Inhaltsverzeichnis

Sonntag, 17. Januar 2016

Glaubenssätze und Selbstanweisungen

Jeder Mensch hat Glaubenssätze in sich eingeprägt nach denen er handelt und denen er unbewusst seine Leistung anpasst. Diese können positiv wie negativ sein. Manche Glaubenssätze hat man chronisch, andere entstehen spontan.
Einige Glaubenssätze wie "ich bin gut in ..." motivieren und andere hemmen. Hier ein paar Beispiele:
  • "Ich bin besonders gut in ..."
  • "Ich kann nicht ..."
  • "Ich habe eine Matchballschwäche."
  • "Ich kann den Schuss/Pass an die Position nicht."
  • "Ich kann gegen den Spieler nicht gewinnen."
  • "Ich verliere, weil ich Pech habe."
  • "Der Gegner hat nur Glück."
  • "Der Spieler ist viel zu gut, ich kann nicht gegen ihn gewinnen."
  • "Ich verliere das Spiel."
  • "Ich gewinne sowieso." 
  • "Den Ball schieße ich gegen den Pfosten." 
  • "Auf diesem Tisch kann ich nicht spielen, weil..."
  • "Mädchen sind schlecht in Mathe."
  • "Bei Vollmond schlaf ich schlecht."
  • ...
Dadurch, dass man an diesen Glaubenssatz glaubt, findet man auch viele Anzeichen, dass er wirklich wahr ist. Man baut sich eine selbsterfüllende Prophezeiung. Es hilft einem sehr viel weiter, wenn man hemmende Glaubenssätze bei sich erkennt.
Einen Glaubenssatz kann man nicht unterdrücken. Dadurch wird eine Kontrollinstanz hervorgerufen, die nachprüft ob man diesen Gedanken nicht mehr verfolgt und dadurch wird er wieder aktiv ins Denken übernommen. Besser funktioniert es, diesen negativen Glaubenssatz durch einen positiven anderen auszutauschen.
Wenn man zum Beispiel gegen einen starken Spieler steht und führt, dann muss man seine Konzentration halten. Wenn man sich gedanklich mit dem Sieg beschäftigt ("Ich gewinne sowieso."), dann besteht die Gefahr, dass die Konzentration verloren geht und man am Ende verliert.
Ähnlich verhält es sich, wenn man den Gegner als übermächtig einschätzt und glaubt nicht gewinnen zu können. Dann wird man auch nicht in der Lage sein ihn zu besiegen. Selbst wenn man dazu in der Lage wäre.
Zum Beispiel anstelle von "Ich habe eine Matchballschwäche, hoffentlich fällt der Ball so ins gegnerische Tor" den Satz "Ich bin beim Matchball besonders fokussiert". Das verdrängt den negativen Glaubenssatz und man kann wahrnehmen, was man bei solchen Bällen gut und richtig macht.
Falls man in einem guten Spiel denkt: "Der letzte Ball wird nochmal schwer.". Dann funktioniert zum Beispiel "Den letzten Ball spiele ich wie jeden anderen Ball.".
Oder wenn der Linke Pin nicht klappt und man daraus einen Glaubenssatz ("Der Linke Pin klappt nicht.") macht, kann man diesen ersetzen durch etwa "Ich schieße den linken Pin wie im Training." um im Unterbewusstsein wieder die Erinnerung von der Trainingssituation mitsamt der korrekten Bewegung hervorzurufen und den Schuss wieder auf Spur zu bringen. Es hilft zudem, sich kurz das Bild von dem Training zu Hause vor Augen zu führen.
Bei der Formulierung von Anti-Glaubenssätzen oder Selbstanweisungen sind folgende Richtlinien zu beachten:
  • Er muss konkret sein.
  • Er muss positiv formliert sein.
  • Er muss durch eigene Kompetenzen erreichbar sein.
Häufige Fehler:
  •  "Nicht gegen den Pfosten schießen" funktioniert schlecht. Es ruft im Unterbewusstsein ein Bild von einem gegen den Pfostn geschossenen Ball hervor. Das Bild will man nicht feststzen.
  • Etwa "Keine Fehler machen." ist ebenfalls negativ und zudem viel zu unspezifisch.
  • "Besser spielen." ist ebenfalls zu unspezifisch.
Mit genügend Selbstreflektion kann man hemmende Glaubenssätze aufspüren und im weiteren über Disziplin auflösen. Hemmungen bei wichtigen Bällen und Technikverlust sollten einen Großteil der Glaubenssätze ausmachen. Die Details und wie man diese am besten auflösen kann muss jeder für sich entdecken und ausprobieren.
Diese Technik funktioniert nur, wenn man dran glaubt sich ändern zu können. Wenn man hingegen fest davon überzeugt ist, dass ein Glaubenssatz von einem übernatürlichen Wesen oder einer höheren Macht gegeben (für Theisten "gottgegeben") ist, dann kann man ihn nicht ändern.
Die Selbstanweisungen funktionieren auch in anderen Bereichen. Wenn man sich vornimmt, sein Offensiv- oder Defensivverhalten an den Gegner anzupassen und dann die nächsten Schritte plant empfehlen sich die selben Richtlinien für die Selbstanweisung. Beispielsweise wenn man nicht mehr auf die Täuscher des Gegners reagieren möchte, nimmt man sich anstelle von "nicht reagieren" besser vor "Ich fahre einfach weiter mein Muster"...

Wer mehr zum Thema erkennen und anpassen der eigenen Denkmuster lesen möchte, der findet mehr bei Schweppe & Schwarz - NLP Praxis

Sonntag, 10. Januar 2016

Mentales Training VII - Meditation

Im letzten Artikel wurde "im Flow sein" grundlegend beschrieben. Mit Achtsamkeit wurde ein Weg gegeben, wie darauf zuarbeiten kann. Der Weg dahin ist für jeden Spieler unterschiedlich. 
Eine Möglichkeit Achtsamkeit zu trainieren ist Achtsamkeitsmeditation. Man schult Selbstempathie und die Lenkung des Fokus auf ein bestimmtes Meditationsobjekt.
Diese Form der Meditation bildet das "Gegenstück" zur "formlosen" Meditation, die im letzten Artikel beschrieben wurde (Monotasking und maximaler Fokus auf den aktuellen Moment bei wertfreier Beobachtung). Um Achtsamkeit vollends im Alltag bzw im Tischfußball zu integrieren, kann man Mini-Meditationen nutzen, die einen Zeitrahmen von wenigen Sekunden bis einigen Minuten haben, um sich der inneren und äußeren Erfahrungen mit Wohlwollen und Akzeptanz bewusst zu werden und dafür wach zu sein.
Diese Mini-Meditationen gelingen mit genügend Übung während der Spielpausen und sogar während einzelner Begegnungen. Man kann damit in den Time-Outs seinen Geist neu fokussieren. Durch die Selbstempathie kann man seine Emotionen besser wahrnehmen und zielführend mit ihnen umgehen.
Um dieses "Werkzeug" zu erlernen, muss man allerdings sehr viel Zeit und Disziplin investieren. Um die positiven Wirkungen aufrecht zu erhalten muss man regelmäßig meditieren.
Der Grundgedanke von Meditation ist, dass man seine Aufmerksamkeit lange genug achtsam auf das Meditationsobjekt richtet, dann erreicht der eigene Geist den Zustand der Meditation. Sobald man merkt, dass der geistige Fokus das Meditationsobjekt verlässt, lenkt man ihn wieder sanft darauf zurück. 
Als Meditationsobjekt kann man sehr viele unterschiedliche Sachen nehmen.
Man kann "innere" Objekte nehmen, wie zum Beispiel die eigene Atmung oder allgemeines Körpergefühl. Bei der Atemmeditation richtet man seine Wahrnehmung auf einen Punkt im Körper, in dem man die Atmung besonders gut wahrnehmen kann, wie den Bauch (der sich hebt und senkt) oder die Nase (in der man den Luftstrom und die Temperaturveränderung fühlen kann). Wichtig ist, dass man den Atem fließen lässt. Es geht um die reine Beobachtung, ohne ihn dabei bewusst zu steuern. Andere Körperempfindungen (Füße, Wahrnehmung von Emotionen, ...) funktionieren ebenso. Besonders für Entspannung zu empfehlen ist eine Meditation namens Body Scan. Bei dieser geht man mit der Wahrnehmung die einzelnen Körperteile durch und versucht diese zu fühlen.
Äußere Meditationsobjekte, wie Gegenstände oder Geräusche (Musik), funktionieren nach dem selben Prinzip wie innere.
Meditation passiert im Kopf. Die Körperhaltung ist dabei nebensächlich. Für denjenigen der gelenkig genug ist, empfiehlt sich der Lotus Sitz. Dieser bietet einen sicheren Sitz und man kann bequem aufrecht sitzen und dabei frei atmen. Für alle anderen gibt es auch einfachere Varianten wie der Halbe- oder Viertel- Lotus, oder der Burmesische Sitz. Alternativ kann man auch mit Meditationskissen oder ganz normal aufrecht auf einem Stuhl sitzen (am besten etwas nach vorne gerutscht ohne sich anzulehnen). Wichtig ist, dass man sich während der Meditation nicht bewegt.
Am Anfang muss man viel ausprobieren, bis man etwas gefunden hat, was für einen funktioniert. Es hilft, bei diesem Objekt zu bleiben und dies immer mit den selben Gegebenheiten auszuführen. Zum Beispiel immer am selben Ort zu dem selben Lied meditieren. Dadurch kommt man am Anfang etwas schneller voran und man hat ein paar Erfolgserlebnisse.
Um Fortschritt zu machen, muss man sehr regelmäßig meditieren. Am besten täglich mindestens 30 Minuten. Es hilft wenn man mit 10 Minuten anfängt und sich dann langsam steigert. Der Geist ist einfacher zu fokussieren, wenn man sich einen Wecker stellt und keine Uhr im Blickfeld hat.
Es braucht sehr viel Disziplin, da man am Anfang wenig bis keinen Fortschritt merkt.
Als ich angefangen habe täglich zu meditieren, habe ich nach in paar Wochen langsamen Fortschritt bemerkt.  Die ersten Male, die Meditation bei mir funktioniert hat waren draußen. Auch wenn ich ich damals noch häufig gefragt habe ob ich eine Meditation erreicht hatte oder einfach nur müde geworden bin. Danach stellte ich langsamen Fortschritt fest. Ich konnte mich besser auf das Objekt konzentrieren. Zuerst bin ich beim Klingeln des Weckers hochgeschreckt. Aber nach einiger zeit konnte ich die Konzentration aufrecht erhalten. Nach ca. 8 Wochen habe ich einen großen Schritt gemacht und es hat gewohnter Umgebung gut funktioniert (schnell & "tief"). Nach etwa 3 Monaten hat es die ersten Male während eines Kicker Turniers funktioniert.
Um Meditation im Turnier während der Spiele nutzen zu können, muss man den Schwierigkeitsgrad langsam steigern. Zum Beispiel, dass man an anderen Orten meditiert, andere Objekte nimmt und mit formlosen Mini-Meditationen, bei denen man z.B. auf dem Weg zur Arbeit Zeit überbrückt indem man sich auf ein Meditationsobjekt konzentriert, anfängt.
Um sich während des Spiels neu fokussieren zu können, sind insbesondere zwei Objekte besonders geeignet. Zum einen der eigene Atem und zum anderen ein Kicker Ball. Hierfür meditiere ich oft mit einem Kickerball als Meditationsobjekt, oder falls ich ein anderes habe, schaue ich einen Kickerball an (vergleiche Concentration Conditioning).
Diese beiden Objekte haben die Vorteile, dass man sie zum Üben immer dabei hat bzw. leicht mitnehmen kann und sie sind beim Spiel immer vorhanden. Man kann sie einsetzen, wenn man durch die eigene geschulte Selbstempathie merkt, dass man den aktuellen Moment verlässt, oder sich die Wahrnehmung einschränkt. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn man aktuell nicht am Ball ist und auf die nächste Aktion wartet. Man muss für die eigene Reaktion bereit sein muss ohne diese einzuschränken. Dann kann man im Rahmen einer Mini-Meditation sich auf den eigenen Atem oder die "Muster" auf dem Ball fokussieren und merkt die aufkommende Klarheit der Meditation wirken.

Es gibt sehr viele verschiedene Arten von Meditation. Achtsamkeitsmeditation eignet sich besonders, um sich neben oder sogar während der Spiele zu fokussieren. Andere geeignete Meditationsarten ist Mantra oder Zen Meditation. Es gibt noch jede Menge mehr Möglichkeiten und jeder muss sich nur diejenige aussuchen, die am besten bei ihm funktioniert. Wer mehr zu Meditation im allgemeinen wissen möchte, der kann sich bei "Bodian - Mediation für Dummies" darüber informieren.

Um Meditation zu lernen empfehle ich, sich vorher mehr in das Thema einzulesen. Zum Beispiel Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (englisch Mindfulness Based Stress Reduktion, kurz: MBSR) bietet eine "bereinigte" Version und einen 8-wöchigen Kurs zum Erlernen. Alternativ gibt es auch sehr viel auf Youtube, wie zum Beispiel den Channel von Yuttadhammo Bhikkhu, der viele Tipps und Tricks rund um Meditation gibt.
How To Meditate I - What is Meditation
How To Meditate IV - Fundamentals of Meditation Practice
Herrigel - Zen in der Kunst des Bogenschießens
Lodro Rinzler - sit like a buddha ist eine gute und kurze Einleitung für Anfänger in Achtsamkeitsmeditation.
Unter dem Stichwort "Vipassana" oder allgemeiner "Buddhismus" oder auch Yoga ist ebenso einiges zu finden.

Das wichtigste ist, dass man sich seiner Intention bewusst ist und diszipliniert die notwendige Zeit (auch nach Erlernen der Meditation) regelmäßig investiert um die Positiven Auswirkungen aufrecht zu erhalten.



Sonntag, 3. Januar 2016

Mentales Training VI - Flow und Achtsamkeit

In manchen Spielen läuft es schlecht. Man ist tierisch unter Druck und fokussiert auf einige wenige Optionen, die einem der Gegner direkt wegnimmt. Mehr nimmt man nicht wahr. Später wird einem bewusst was man alles nicht gesehen hat.
Es gibt aber auch Spiele, in denen gelingt einem fast alles. Man ist "im Flow" und kann seine PS voll auf die Straße bringen.
In diesem Artikel werde ich einen Weg aufzeigen, wie man auf diesen Zustand hinarbeiten kann. Im Artikel  Mentales Training III - Mindset Teil 1 - Grundlagen wurde schon umrissen, welche Eigenschaften zum "Flow" gehören. Hier nochmal eine kurze Zusammenfassung:
  • Es gibt keine störenden Gedanken über Vergangenheit (z.B. missglückte Aktionen) oder Zukunft (z.B. gewinnen müssen).
  • Man ist in dem aktuellen Moment. Es laufen nur Gedanken ab, die zu dem aktuellen Spielgeschehen gehören.
  • Aktionen werden nicht bewertet. Sie werden nicht in Schubladen wie Glück oder Pech geschoben, sondern nur beobachtet.
  • Aus den Informationen, die wahrgenommen wurden, werden bewusst oder unbewusst zielführende Taktiken, die die eigenen Stärken sowie die Schwächen des Gegners ausnutzen.
  • Man hat die Übersicht über das Spiel. Es werden viele unterschiedliche Aspekte wahrgenommen.
  • Die eigenen Emotionen werden zielführend eingesetzt.
  • Die Technik funktioniert. Die Bewegungsausführung wird komplett von dem Unterbewusstsein gesteuert. Bewusst werden nur die Optionen und Zeitpunkte gewählt, die dann wie automatisch ausgeführt werden.
  • Man denkt und agiert flexibel angepasst an die Situation.
Der Weg, wie dieser Zustand erreicht werden kann, ist für jeden Spieler anders. Eine Möglichkeit daran zu arbeiten ist über Achtsamkeitstraining. Dieses umfasst im Kern den Grundgedanken der o.g. Liste.
Achtsamkeit (englisch: mindfulness) beschreibt allgemein den Fokus der Gedanken auf den aktuellen Moment zu legen und diesen dabei wahrzunehmen ohne ihn zu bewerten. Dabei ist bei der inneren Haltung wichtig, dass man dem aktuellen Moment mit Neugier entgegnet. Man muss seine Gefühle und sein Denken wahrnehmen und akzeptieren anstatt zu leugnen. Neue Erfahrungen müssen mit wohlwollen aufgenommen werden. Man darf nicht versuchen angenehme Erfahrungen festzuhalten oder unangenehme wegzuschieben. Man muss lernen seinen Fokus auf eine einzige Tätigkeit zu legen um diese voll und ganz zu erleben, intensives Monotasking also. Gleichzeitig bringt es wenig, sich zu sehr zu bemühen. Man muss Geduld haben, denn Veränderungen brauchen Zeit.
Der Grundgedanke, im aktuellen Moment zu leben, klingt trivial erfüllt. Aber in Wahrheit sind wir immer in Gedanken irgendwo, nur nicht im aktuellen Moment. Wir machen uns Gedanken über die Vergangenheit, in der Ereignisse geschehen sind, die uns belasten. Oder wir denken an die Zukunft. An Ereignisse die wir sehnsüchtig erwarten oder vor denen wir uns fürchten. Aber im aktuellen Moment verweilen wir selten. Und zudem überhäufen wir uns mit Informationen. Beim Essen läuft im Hintergrund der Fernsehr und wir unterhalten uns nebenbei. Aber mit unserer Aufmerksamkeit verfolgen wir keine der Tätigkeiten voll. Wir kriegen jeweils nur einen Teil mit. 
Wenn wir lernen, unsere Aufmerksamkeit bewusst auf nur eine Sache fokussieren zu können, dann können wir diese viel besser bewerkstelligen.
Achtsamkeit ist den Buddhistischen Lehren entnommen und wird mittlerweile in der westlichen Welt als Mittel für das geistige Wohl eingesetzt. Zum Beispiel wurde mit Achtsamkeitsbasierter Stressreduktion (englisch Mindfulness Based Stress Reduktion, kurz: MBSR) ein Programm geschaffen welches die Vorzüge wissenschaftlich untersucht und gleichzeitig mit einem 8-wöchigen Programm mit ca. einer Stunde Programm je Tag einen festen Rahmen für das Erlernen schafft.
Ein wichtiger Aspekt von Achtsamkeit ist Selbstempathie. Nur wer seinen eigenen Gemütszustand in dem aktuellen Moment gut einordnen kann, ist in der Lage die eignen Emotionen bewusst und zielführend einsetzen um das eigene Spiel zu verbessern. Das Einordnen der eigenen Emotionen geht mit einem gewissen Körpergefühl einher. Nur wenn man merk, dass man zum Beispiel seinen Stand am Tisch verändert hat kann man diesen korrigieren. Oder wenn man merkt, dass sein Arm verkrampft kann man diesen lockern.
Man muss sehr viel Zeit für Selbstreflektion und Disziplin investieren um die eigenen Denkstrukturen, die das Ergebnis eines jahrzehntelangen Prozesses sind, zu analysieren und zu verändern.
Man kann zum Beispiel damit anfangen, dass man sich bewusst seinem Essen widmet und versucht dieses maximal wahrzunehmen. Hierzu ein paar Leitfragen. Wichtig ist, dass man beim beantworten keinerlei Bewertung hinzufügt, sondern nur Beobachtet.
  • Wie sieht es aus?
  • Wie riecht es?
  • Wie fühlt es sich an, wenn wir es mit Messer und Gabel handhaben?
  • Welche Empfindungen löst der Kontakt mit dem Mund aus?
  • Welche Temperaturempfindungen haben wir?
  • Wie ist die Textur der Oberfläche?
  • Wie klingt es wenn wir kauen?
  • Wie verändert sich die Textur während wir kauen?
  • Wie entfaltet sich der Geschmack im Mund?
  • Wie fühlt sich das Schlucken an?
  • ...
Achtsamkeit hört sich einfach an, erfordert aber einiges an Disziplin um seine Denkweise dahingehend zu modifizieren. Mit der Zeit kann man seine Übungen auf immer neue Bereiche des Lebens ausweiten und somit lernen, beim Kickern fokussierter zu sein.
Man weiß nicht, was man alles nicht wahrnimmt. Jeder, der Fortschritte gemacht hat, wird vermeintlich bekannte Situationen komplett anders wahrnehmen und neu bewerten.  Das ganze wird gut von diesem Spruch zusammengefasst:
Vater: Mein Sohn, du schielst!
Sohn: Nein Vater, ich schiele nicht. Sonst würde ich da oben ja nicht zwei Monde sehen, sondern vier.
Quellen:
Timothy Gallwey- Inner Game of Tennis: In disem Buch wird der Grundgedanke etwas weniger spirituell beschrieben.
Über Achtsamkeit gibt es jede Menge anderer Literatur und im Internet ist auch einiges zu finden. Wer sich tiefergehend damit auseinandersetzen möchte, findet genug, zum Beispiel auch unter dem Stichpunkt Yoga.