Sonntag, 28. September 2014

Spielplan und Strategie - Teil II

Erster Teil

Wenn man eine gut funktionierende Strategie hat, dann sollte man bei dieser bleiben. Wenn der gleiche Trick 5 mal hintereinander geklappt hat und der Gegner keinen Weg findet da gegenzusteuern, sollte man dies auf jeden Fall noch weiter ausnutzen. Wenn man hoch in Führung liegt und die eigene Strategie sehr gut aufgeht, dann sollte man tunlichst nichts an seiner Strategie ändern. Falls man doch etwas ändert, kann man sehr leicht seinen Gegner in das Spiel wieder reinbringen und sich selbst rausbringen. Einzige Ausnahme ist hier eine Trainingssituation in der man beispielsweise sein Schuss- oder Passsystem um ein paar Optionen erweitern möchte. Generell ist es aber empfehlenswert turniernah zu trainieren. Heißt ernsthafte Taktiken inklusive Time-Outs auch im Training zu vollziehen.

Im Turnier versuche ich so einfach wie möglich zu spielen. Denn ich möchte Fehlern möglichst wenig Raum lassen. Und mit sehr einfachem Spiel, wenn man seine Optionen gut nutzt, kann man schon sehr viel bewirken. Wenn man an seiner Technik ein paar kleinere Änderungen machen kann, kann man bei seinem Gegner schon sehr viel bewirken.

Im Doppel kann man sehr von der Absprache mit seinem Partner profitieren. Zum einen sollte man sich auf ein passendes Defensivkonzept einigen, aber zum anderen kann man sehr gutes Feedback über die eigenen Aktionen kriegen, denn er hat diese gerade als "Außenstehender" betrachtet. Denn es kann sein, dass einem die offensichtlichsten Sachen nicht auffallen. Frei nach dem Motto "Unter den Blinden ist der Einäugige schlau." Es hilft, diese direkt auszusprechen. Zum Beispiel wie der gegenerische Stürmer gerade geschossen hat. Als nächstes kann man sich Gedanken machen, wie man diese ausnutzen kann.

Allerdings ist dies nicht immer ganz so einfach. Man muss einen Weg finden, wie man in einem Spiel gut mit seinem Partner reden kann. Eine Turniersituation ist eine sehr emotionale Angelegenheit. Jeder Spieler reagiert anders darauf. Aber letztendlich kämpfen alle irgendwie mit ihren Emotionen. Unter Druck werden oft die einfachsten Ratschläge nicht mehr berücksichtigt. Wenn man seinen Partner kennt und weiß wie dieser in gewissen Situationen reagiert, kann man hier mit etwas Übung gegensteuern.

Es hilft auch sich Strategien zurechtzulegen, die einem helfen, die Turniersituation möglichst gut bestreiten zu können. Hier einige Beispiele die nicht so offentsichtlich sind:

  • Trinken: viel und regelmäßig - auch wenn man eigentlich keinen Durst hat. Wenn man zu wenig trinkt, dann sinkt auch das Leistungsvermögen. Wenn man erstmal richtig Durst hat ist es schon zu spät.
  • Essen: Oft und leicht - auch wenn man eigentlich keinen Hunger hat. Obst bringt einem sehr viel. Dadurch wird lange der Blutzuckerspiegel hochgehalten. Wenn dieser erstmal im Keller ist, kann man sich nicht mehr richtig konzentrieren. Wenn man irgendwann richtig Hunger hat, ist es schon zu spät. Große Mahlzeiten sind schlecht. Weil danach ist das Blut erstmal woanders. Trauben sind sehr gut geeignet um immer wieder zwischendurch ein paar zu futtern. Dies kann man sogar zwischen Sätzen oder während Time-Outs machen.
  • Am Abend vorher: Stundenlang Kicker Videos schauen und dann vor lauter Vorfreude nicht schlafen können ist keine gute Strategie.
  • Tempo: Sich erst locker einspielen. Nicht unbedingt die schwierigsten Sachen versuchen, sondern sein Ballgefühl finden und locker warmspielen. Dabei darf man sich nicht von dem Gegner hetzen lassen. Das gleiche geht dann im Spiel weiter. Erst langsam anfangen und in die Situation hineinfinden und danach erst richtig Gas geben.
  • Nervosität: vor und während des Wettkampfs: Wie kann man diese durchbrechen?! -> siehe Mentales Training.

Autor: Fabian Wachmann

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    Sonntag, 21. September 2014

    Spielplan und Strategie - Teil I

    Egal ob man das Ziel hat auf höhstem Niveau kickern zu können, oder ob man nur gelegentlich mal ein bisschen spielen möchte: Gewinnen macht Spaß!

    Mit ein paar Grundlegenden Gedanken über die eigene Strategie kann man seine Gewinnchancen deutlich erhöhen. Es bringt einem sehr viel den Ansatz des Gegners lesen zu können und seine Gegner darüber einschätzen zu lernen. Einige Spieler machen dies intuitiv so, andere kommen erst über eine deutlich analytischere Vorgehensweise zu diesem Punkt

    Auf niedrigem Niveau haben viele Leute nur einen starken Schuss oder Pass. Wenn man ihnen den wegnimmt und sie auf ihre Schwächen zwingt, dann sind sie sehr einfach zu besiegen. Je weiter das Niveau eines Spielers steigt, desto besser werden die vermeintlich schwachen Optionen.
    Es gilt immernoch der Leitspruch: Finde die Schwächen des Gegners.

    Wenn man auf diese Weise konstant Druck auf einen Gegner ausübt, wird irgendwann der Punkt kommen, an dem er bricht und sein gesamtes Spiel in Mitleidenschaft gezogen wird. Wenn man selbst ein Spiel hatte, bei dem man totgehalten wurde, bringt es sehr viel, sich Gedanken zu machen, wie man gehalten wurde und was man beim nächsten mal anders machen kann. Man sollte sich Standardstrategien zurechtlegen wie man bestimmte Verteidigungen durchbricht bzw wie man auf gewisse Angriffsstragegien reagiert.
    Hier gibt es oft kein Patentrezept, sondern mehrere Möglichkeiten. Man kann hier viel von anderen lernen.
    Wenn man keinen Plan hat sondern einfach "auf Autopilot" mitspielt, ist das gut wenn es funktioniert, aber wenn es nicht funktioniert hat man ein Problem.

    Hier hilft der Leitspruch "WER macht WAS mit WEM?"

    Zu der Antwort kommt man wenn man sich nach jeder Aktion folgende Fragen beantwortet:

    Was habe ich gemacht?
    Was hat der Gegner gemacht?
    Wieso ist das Ergebnis so eingetreten?

    Am Anfang wird dies sehr viel Konzentration kosten, aber mit etwas Übung geht das dann wie von selbst.
    Man sollte auch sehr neugierig sein und viel Ausprobieren - vor allem im Training. Wenn man ein paar gute Ansätze gefunden hat, sollte man versuchen, diese so allgemein wie möglich einsetzen (3, 5, 1&2). Auf diese Weise kann man sehr viel über seinen Gegner lernen. Wenn gute Spieler gegeneinander spielen, dann passen sie ihre Strategie konstant an die Gegnerische an. Dazu gehört auch zu erkennen wann der Gegner die Strategie gewechselt hat.
    Aber wozu das ganze eigentlich?

    Eine schlechte Strategie ist besser als gar keine Strategie, denn ein denkender Spieler kann eine schlechte Strategie anpassen und kriegt eine bessere Strategie.

    Sollte man gar keine Ahnung haben, was als nächstes kommt, kann man auch raten - zum Beispiel der nächste kommt nach rechts. Wenn er wirklich nach rechts geht hat man gute Chancen ihn zu blocken. Wenn dies wie die Strategie vorher auch nicht funktioniert hat, hat man auch nichts verloren. Man hat aber auf jeden Fall etwas dabei gewonnen. Man muss dann seinen eigenen Weg finden, wie man zu einer möglichst guten Strategie kommt.

    Weitergehend kann ich hier "Winning Ugly" von Brad Gilbert empfehlen. Dieser war in den 80er Jahren einer der weltbesten Tennisspieler. Sein Spielstil zeichnet sich dadurch aus, dass er keine überragend gute Technik hat. Dafür hat er eine überragende Strategie und über diese hat er ein Buch geschrieben. Das meiste was er geschrieben hat, sind weniger Tennisstrategien, sondern eher Wettkampfstrategien und lassen sich wunderbar auf Tischfußball übertragen.

    Autor: Fabian Wachmann

    Zweiter Teil
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    Sonntag, 14. September 2014

    Was bedeutet "gut rauskommen"? (Teil 3)

    Im zweiten Teil habe ich die Ergebnisliste vorgestellt und erklärt worauf man achten kann, um an der 3er Reihe vorbeizukommen.
    Um auch an den anderen Reihen vorbeizukommen, muss man verstehen, worauf der Gegner beim Decken achtet.

    Dem Gegner ist die Effektivitätsliste genauso bekannt wie einem selbst. Er versucht also primär Tore zu verhindern. Dafür spricht er sich mit seinem Verteidiger ab oder stellt sich im Einzel die Puppen so hin, dass insgesamt möglichst alles abgedeckt wird.
    Jede Verteidigung hat allerdings Lücken. Man kann grob sagen, dass je mehr Torschüsse gedeckt werden, desto mehr Pässe sind offen. Das liegt daran, dass der eigene Mitspieler natürlich nicht im Weg für die Torschüsse des Verteidigers sein möchte. Möchte der Gegner also einen Pass blocken, muss er sich auf einen Weg stellen, der für Torschüsse uninteressant ist.
    Zusammengefasst bedeutet das:

    Pässe öffnen Torschüsse ; Torschüsse öffnen Pässe


    Pässe und Torschüsse sind die effektivsten Optionen beim rausspielen. Die Ballkontrolle wird innerhalb des Doppels nämlich nicht abgegeben. Sollte man Probleme haben das zu erreichen (Gegner deckt gut; Technik, Auge usw.), kann man trotzdem noch gut rausspielen, wenn man es dem eigenen Mitspieler möglichst leicht macht an den Ball zu kommen oder dem Gegner den Ball an eine möglichst unbrauchbare Stelle gibt (Gegnerischer Verteidiger).
    Deswegen ist es auch noch sehr gut auf den gegnerischen Verteidiger zu schießen. Dabei ist es sehr leicht den Ball auf der eignen 3er Reihe zu fangen.
    Die anderen Möglichkeiten lassen sich mithilfe der Ergebnisliste beschreiben.

    1. Tor
    2. Stürmer hat den Ball auf der 3
    3. Stürmer hat den Ball auf der 5
    4. Verteidiger hat den Ball wieder
    5. Gegnerischer Verteidiger hat den Ball 
    6. Gegner hat den Ball auf der 5
    7. Gegner hat den Ball auf der 3
    8. Eigentor

    Das sind nur die wahrscheinlichsten Ergebnisse bei einem Block. Aber man kann schon gut erkennen, wie sehr sich das mögliche Ergebnis pro passierte Reihe verbessert.

    Wird der Ball geblockt, gibt es viele verschiedene Faktoren die zu Abweichungen im Ergebnis führen:
    - Schussstärke
    - Schusswinkel
    - Eigene Technik
    - Gegner
    - Deckungsart des Gegners
    - ...

    Die Deckungsart des Gegners lässt dabei die besten allgemeinen Schlüsse zu.

    Statische vs. reaktive Deckung

    Bei einer reaktiven Deckung nutzt der Gegner aus, dass der Weg bis zum Tor sehr weit ist - er also viel Zeit zum reagieren hat. Er kann aber auch technisch schwierige Schüsse durch ihren großen Ansatz auf Reaktion blocken oder lockt den Verteidiger auf eine bestimmte Lücke.
    Beim Rausspielen erkennt man ein solches Blockverhalten vor dem Schuss durch zucken oder springen. Nach dem Schuss erkennt man es meistens daran, dass ein Schuss auf eine vorher offene Lücke trotzdem geblockt wurde.

    Gegen leichte Optionen wird der Gegner eher versuchen schon vorher richtig zu stehen. Mit seinem Verteidiger baut er dann durch Stellungsspiel eine Verteidigung auf, die die wichtigsten Schüsse bereits dicht macht. Für solche Fälle sollte man sich schon vorher Optionen überlegen die trotzdem funktionieren. Um solche Schüsse zu finden, kann man sich im Training die Reihen entsprechend hinstellen und dann Schüsse auf die Lücken der verschiedenen Reihen probieren.

    Natürlich ist jede Deckung anders, aber bei jeder Reihe gibt es gewisse Stellungsstandards.



    Deckung kurz ; Deckung Bande & gerade
    Die beiden klassischsten Deckungen für den Verteidiger. Die kurze Deckung ist vor allem gegen Zieher/Drücker-Systeme gedacht. Sie ist anfällig für Banden und lange Schüsse. Steht
    die Deckung nicht eng genug, können auch schräge Schüsse zwischen den Puppen hindurchkommen.

    Bei der anderen Deckung wird mit der 2er Reihe die Bande mit der Puppe an der äußeren Ecke des 16ers geblockt. Die Andere steht im kurzen Eck und der Torwart blockt direkte Schüsse auf die 3/4- bzw. Langposition. Diese Deckung ist anfällig gegen schräge Schüsse aufs lange und aufs kurze Eck (von außen).


    5er Reihe Mitte ; 5er Reihe Bande
    Die 5er Reihe hat (offensichtlicherweise) die meisten Puppen und kann deswegen am vielfältigsten eingesetzt werden. Die wichtigsten Stellungen sind Bande für gerade Schüsse und Banden und Mitte für schräge Schüsse.

    Gabel/Dreieck
    Mit dieser speziellen Deckung kann man Bandenschüsse decken. Sie deckt im Grund nur Bandenschüsse, das allerdings sehr gut. Wahrscheinlich ist diese Deckung die einzige Möglichkeit mit nur einer Reihe alle Bandenschüsse zu decken.





    Risiko


    Anhand solcher Standardstellungen einzelner Reihen kann man erkennen, wie die Deckung des Gegners aufgebaut sind. Welche Schüsse werden statisch, welche reaktiv gedeckt? Welche Schüsse übernimmt der Stürmer, welche der Verteidiger?
    Fragen die vor allem dann wichtig sind, wenn man Probleme hat rauszukommen. Dann kommt es plötzlich nur darauf an, möglichst viele Reihen zu passieren.
    Deckt z.B. der Stürmer die eine Bande und der Verteidiger die andere, kann man trotzdem noch effektiv rausspielen, wenn man dem Verteidiger eine Bande auf die Puppen schießt.
    Mit dieser Vorgehensweise kann man auch seine Sicherheit beim Rausspielen erhöhen, indem man seine Effektivität senkt, aber die Streuung seiner Ergebnisse reduziert.


    Risiko = Schwierigkeit * Erwartung

    Diese Tabelle ist ein kleines Rechenspiel, mit dem man den Charakter des Risikos beim Rausspielen sehen kann.
    Schwierige Schüsse mit denen der Gegner rechnet sind unglaublich riskant, während leichte Schüsse mit denen der Gegner nicht rechnet wie ein Geburtstagsgeschenk mit Schleife aussehen.
    Viel Spaß beim ausprobieren der einzelnen Kombinationen. Es sei aber noch dazu gesagt, dass es nur eine grobe Abschätzung ist. Außerdem bricht die ganze Liste bei der Anwendung von Fakes auseinander. Die Schwierigkeit wird bei Fakes nämlich erhöht, während die Reaktion des Gegners nur schwer abschätzbar ist.

    In das Risiko spielen Schwierigkeit und Erwartung hinein.
    Die Schwierigkeit wird durch die eigenen technischen Fähigkeiten bestimmt. Es gibt zwar Schüsse, die generell schwieriger zu spielen sind, aber ich denke es kommt vor allem auch darauf an, wie sehr man den entsprechenden Schuss trainiert hat.
    Die Erwartungen werden durch die Effektivitätsliste bestimmt (siehe oben).

    Effizient wäre es also, wenn man die größtmögliche Effizienz bei kleinstmöglichem Risko (= geringe Abweichung von angestrebter Effektivität) erreicht.

    Schlussfolgerung

    Generell kann man sagen, dass man immer versucht, Ballkontrolle in ein Tor zu verwandeln.
    Als Verteidiger ist es natürlich am besten, wenn man das direkt macht. Bei der Menge an Stangen auf dem Weg ins Tor ist das allerdings überaus schwer.
    Der Stürmer hat nur 2 Stangen zu passieren.
    Aus diesem Grund ist es auch schon sehr stark, wenn man versucht seinen Stürmer ins Spiel zu bringen. Sprich: ihm Möglichkeiten zu geben. Entweder direkt mit einem Pass oder der Möglichkeit sich selbst die Ballkontrolle zu holen (z.B. Schuss auf die Deckung).
    Riskante Bälle können alles von Tor bis Eigentor beinhalten. Zufall ist es auf jeden Fall.
    Und die Ballkontrolle gibt man auch meistens ab.
    Man beraubt also selbst den eigenen Stürmer seiner Möglichkeiten. So hat er dann auch den Druck, immer seine Ballkontrolle in ein Tor zu verwandeln.
    Riskante Bälle haben vielleicht eine höhere Chance ins Tor zu fallen, als z.B. ein Pass. Dafür überlässt man aber das Spiel dem Zufall und das geht selten länger als ein Spiel gut.

    Also lieber sicher die Ballkontrolle halten oder zumindest an möglichst vielen Reihen vorbeikommen, damit der eigene Stürmer sich die Ballkontrolle holen kann.

    Ich hoffe ihr hattet viel Spaß mit diesem 3-Teiler. Es wird nicht der einzige sein. Schließlich gibt es viele, sehr komplexe Themen im Tischfußball.
    Demnächst wird es dann auch Artikel zu konkreten Systemen geben.
    Bis dahin, vielen Dank fürs Lesen und viel Spaß beim Ausprobieren :)

    Autor: Lukas Übelacker

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    Sonntag, 7. September 2014

    Täuscher und Ansatz auf der 3

    Jesus sagte einmal "Man kann nicht nicht kommunizieren." Dieser Leitsatz ist sehr hilfreich und man kan ihn sogar auf Tischfußball anwenden:

    Eine Aktion ohne Ansatz gibt es nicht.

    Diese These gilt für alle Positionen. Ich möchte hier in erster Linie die Idee übermitteln. Stellvertretend werde ich hier nur über Schüsse von der 3 ins Tor sprechen. Die Ausgangssituation ist ein Pin-Shot aus der Mitte. Der Ball liegt also in der Mitte vom Tor unter der mittleren Figur eingeklemmt.

    Das klingt erstmal wie eine sehr provokante These, aber wenn man sich damit etwas mehr auseinandersetzt bringt es einen sehr viel weiter. Man muss sich nämlich bewusst werden, dass vor einer Aktion etwas anderes passiert ist und alle Spieler in irgendeiner Weise vorhersehbar sind. Das klingt zunächst nach einem riesengroßen Nachteil, aber wenn man sich dessen bewusst wird, kann man diesen auch clever ausnutzen. Es kommt halt jeweils darauf an, was der Torwart erkennt und worauf er reagiert. Gängige Ansätze sind zum Beispiel:
    • die Zeit: jemand schießt nach kurzer Zeit nach links und nach längerer Zeit nach rechts, oder jemand schießt immer nach einer bestimmten Zeit
    • die Position vom Ball: jemand wandert immer ein bisschen in oder gegen die Richtung in die er schießen will bevor der Schuss kommt
    • die Position der Figur auf dem Ball: jemand der nach rechts schießen will, hat kurz vor dem Schuss den Ball mit der Figur nur noch halb geklemmt (die Kante der Figur ist in der Mitte des Balls)
    • Handhaltung: Bevor der Schuss kommt, wird die Handhaltung verändert oder der Arm angespannt
    • Bewegung: kurz vor dem Schuss verändert sich die Bewegung auf dem Ball (z.B. An- oder Gegenreißen der Schussbewegung)
    • Reihenfolge: jemand schießt bevorzugt abwechselnde oder gleiche Optionen
    • Körperhaltung: vor dem Schuss passiert etwas...
    • ...
    Diesen Punkt kann man immer weiter mit Beispielen untermauern. Sehr viel lernen kann man, wenn man sich immer nach einem Schuss bewusst macht:

    Was habe ich gemacht?
    Was hat der Gegner gemacht?
    Wieso ist das Ergebnis so eingetreten?

    Gute Spieler haben zu jeder dieser Fragen eine Antwort. Und es bringt einen sehr viel weiter, wenn man sich diese Fragen permanent nach jeder Aktion stellt. Denn dadurch kriegt man Anfasser, was man verbessern kann. Wenn man dann auch die entsprechende Antwort schießen kann, hat man direkt eine gute Antwort. Es lohnt sich viele Optionen zu trainieren. z.B.:
    • nach rechts angezuckt und nach rechts geschossen
    • nach links angezuckt und nach rechts geschossen
    • mit dem ruhenden Ball nach rechts geschossen
    • auf den Ball gehauen und dann geschossen
    • mit langsamer Seitwärtsbewegung nach rechts geschossen
    • nach links gegangen und nach rechts geschossen (Wechsler)
    • nach rechts gegangen und nach rechts geschossen
    • langsam auf 3/4 geschossen
    • langsam in die Ecke geschossen
    • auf 3/4 gesprungen und dann gekurbelt
    • die Position der Figur auf dem Ball variiert und danach geschossen
    • in dem Moment geschossen als die Lücke dort war
    • in dem Moment geschossen als der Torwart/Verteidiger in der Ecke stand
    • ....
    Einige Spieler streuen möglichst viele von diesen Ansätzen ein, damit der Torwart nicht erkennen kann, auf welchen geschossen wird. Es kommt dann in erster Linie auf einen sanften Übergang von der Ausgangebewegung in den Schuss an.
    Angenommen man merkt, worauf der Gegner reagiert, dann kann man seinen Schuss sehr effektiv anpassen, wenn man den Ansatz bewusst variieren kann. Deswegen ist ein Täuscher immer vom gegnerischen Spieler abhängig.  

    Hat ein Ansatz bzw. Täuscher nicht funktioniert, heißt das, dass der Gegner ihn entweder durchschaut oder nicht erkannt hat. 
    Man sollte aber nicht unbedingt mit der Intelligenz des Gegeners rechnen.

    Wenn man vor der Frage: "Geschwindigkeit oder Präzision?" steht, sollte man sich für Präzision entscheiden. Denn Geschwindigkeit alleine macht keinen guten Schuss aus. Hierzu kann man sich mal ein kleines Rechenbeispiel vor Augen führen.
    Wenn man von der Mitte des Tores in eine Ecke schießt, dann bewegt man den Ball ca. 10 cm zur Seite und etwa 30cm in Richtung Tor. Diese ganze Bewegung dauert ca. 0,25s bis 0,3s (siehe Masterarbeit zu "Biomechanische Analyse unterschiedlicher Schusstechniken im Tischfußball" von Martin Heyen, 2011) und der Ball schlägt mit ca. 30 km/h bis 40 km/h im Tor ein. Wenn man mal einen mit 36 km/h = 10 m/s schnellen Schuss annimmt, dann braucht der Ball für die Distanz ins Tor (30 cm) nur 0,03s. Der Ball legt also in 90% der Zeit nur 10cm seitlich (von der Mitte in die Ecke) zurück.  
    Viel wichtiger als die reine Ballgeschwindigkeit ist die Lateralbewegung.
    Wenn man zu viel Kraft in die Ballgeschwindigkeit steckt, dann kann man nicht so schnell seitlich ziehen. Ganz nebenbei sind lockere Schüsse meistens im Ansatz deutlich schwieriger zu erkennen.

    Der schnellste Schuss ist nutzlos, wenn der Gegner schon vorher dort stehtDie Menschliche Reaktionszeit liegt auch ungefähr bei 0,25 Sekunden. Wenn man also immer nur auf die offene Lücke schießt, vergeht eine halbe Sekunde bis der Ball im Tor ankommt, abhängig von der Zeit die der Spieler braucht um die offene Lücke zu erkennen. Viel besser funktioniert es da hinzuschießen wo eine Lücke auf geht. Einen guten Spieler zeichnet aus, dass er antizipieren kann, wo sich als nächstes eine Lücke öffnet.

    In einem zukünftigen Artikel werde ich mehr zu diesem Thema schreiben. Ihr findet ihn dann wieder hier.

    Autor: Fabian Wachmann

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